2025-08-21

Mit der Olympus EM10-MKIV in Venedig

Es kommt selten vor, dass ich mich genötigt sehe, etwas über eine Stadt zu sagen, die ich einmal besucht habe. Ich durfte bereits in vielen Städten wie Krakau, Paris oder Brüssel fotografieren – und diese schönen Orte boten mir meist ebenso schöne Motive.

Im Fall von Venedig jedoch ist etwas passiert, das mir zuvor noch nie widerfahren ist: Ich habe diese Stadt mit einem großen inneren Zwiespalt verlassen.

Venedig ist eine Stadt voller Widersprüche, fast wie mit zwei Persönlichkeiten. Wunderschöne, verwinkelte Gassen wechseln sich ab mit solchen, die verwahrlost und heruntergekommen wirken. Die Straßen sind erstaunlich sauber – kein Müll weit und breit –, dafür jedoch mit zahllosen Schmierereien übersät. Ich schätze Graffiti als Kunstform, aber das, was ich in Venedig gesehen habe, war kein künstlerischer Ausdruck, sondern bloßer Vandalismus.

Den wohl bekanntesten und vielleicht schönsten Ort – den Markusplatz – haben wir (meine Frau und ich) bewusst gemieden. Es war einfach viel zu voll für stimmungsvolle Aufnahmen. Keine Ruhe, keine Atmosphäre – nur Menschenmassen, die für ein Selfie stehen bleiben und dann weiterziehen. Diese einzigartige Stadt ächzt unter dem Tourismus, von dem sie gleichzeitig abhängig ist. Diese Zerrissenheit ist in Venedig fast greifbar.

Auch von der berühmten italienischen Gastfreundschaft und Herzlichkeit war wenig zu spüren. Im Gegenteil: Ich hatte oft das Gefühl, als Gast entweder unerwünscht, zumindest aber lästig zu sein – oder schlicht eine weitere Melkkuh für die zahlreichen Gondolieri.

Oft hört man, dass der Tagestourismus das größte Problem sei: Tausende Menschen, die für ein paar Stunden über den Markusplatz schlendern, Souvenirs aus Fernost kaufen, Selfies machen – und wieder verschwinden. Sie übernachten nicht, essen nicht in den Restaurants, lassen also kaum Geld in der Stadt. Die Einheimischen verdienen kaum etwas an diesem Tourismus, der ihnen zugleich den Alltag erschwert.

Vielleicht rührte daher auch die gewisse Überheblichkeit, die ich in manchen Begegnungen spürte. In einem Fall gipfelte das sogar in einer kleinen Handgreiflichkeit: Ein Venezianer, der mir als Motiv für ein Street-Foto auffiel, stieß mich mit seinem Pizzakarton an, schimpfte auf Italienisch, verfolgte uns eine Weile und ließ erst nach einer kurzen, angespannten Diskussion wieder von uns ab. Ich werde wohl nie erfahren, worum es dabei wirklich ging – denn auf meine deeskalierende Frage, ob es „wegen des Fotos“ gewesen sei, ging er gar nicht ein. Immerhin konnte ich aus diesem Vorfall etwas Positives mitnehmen: meinen ganz persönlichen „Bruce-Gilden-Moment“, mit dem ich nun vor Freunden angeben kann. Ich wünschte nur, jemand hätte es auf Video aufgenommen!

Auch auf dem Markusplatz fühlten wir uns eher unwohl. Laut meiner Frau war ich kurz davor, Opfer eines Taschendiebs zu werden – ein junger Mann, der sich verdächtig meinem Rucksack näherte, wurde nur durch ihr rechtzeitiges Eingreifen gestoppt. Sie zog mich am Ärmel aus der Situation, während ich ihn gar nicht wahrgenommen hatte.

Venedig 2023-07

Für das Hauptbild dieses Artikels habe ich mich bewusst für eine Aufnahme entschieden, die den Kontrast und die Widersprüche dieser unvergleichlichen Stadt zeigt. Das Foto zeigt einen dieser wunderschönen Orte, die man entdeckt, wenn man sich beim Spazierengehen treiben lässt, sich verliert, einfach denkt: „Lass uns mal schauen, was hinter dieser Ecke ist.“ Doch statt eines elegant gekleideten Venezianers begegnete mir dort eine blonde Dame in Hotpants mit Einkaufstüten – ihrem Akzent nach zu urteilen, eine der vielen amerikanischen Touristinnen.

Das klingt alles negativer, als es tatsächlich war. Trotz des faden Beigeschmacks ist Venedig eine Stadt, die man gesehen haben muss. Sie ist schlicht einzigartig – und für Fotografen eine echte Herausforderung. Denn die schönen Motive springen einen nicht einfach an. Es ist kein Selbstläufer. Man muss die besonderen Ecken aktiv suchen und das Risiko eingehen, sich zu verlaufen (was dank Smartphone und Online-Navigation heute kein Problem mehr darstellt). Dafür wird man mit sensationellen Motiven belohnt, an denen man sich lange erfreuen kann.

Und selbst wenn man keine dieser versteckten Gassen entdeckt: Wer auf Nummer sicher gehen will, steuert einfach einen der bekannten Instagram-Hotspots an. Ein sicherer Indikator: Wenn sich plötzlich ein Menschenstau bildet, alle ihre Smartphones zücken und grinsend posieren – dann handelt es sich ziemlich sicher um einen Ort, der in sozialen Netzwerken viral ist.

Ein paar Worte noch zur Kamera, die ich in Venedig benutzt habe: die Olympus E-M10 Mark IV. Ehrlich gesagt habe ich mir zwischendurch manchmal eine Leica gewünscht. Nicht, weil sie bessere Fotos gemacht hätte – da hat die Olympus wirklich großartig abgeliefert. Aber eine Leica – oder auch eine schöne, alte analoge DSLR – hätte einfach besser zum Flair dieser außergewöhnlichen, alten Stadt gepasst. Irgendwie romantischer.

Das soll die Olympus E-M10 Mark IV nicht abwerten. Sie ist eine hervorragende, unkomplizierte Kamera. Im unteren Mittelklassesegment angesiedelt, ist sie bezahlbar, verfügbar – aber dadurch eben auch ein wenig beliebig und austauschbar. Besonders schade finde ich, dass sie fast vollständig aus Plastik besteht. Die erste Generation der E-M10 fühlte sich tatsächlich hochwertiger an.

Aber das Wichtigste: Die Mark IV macht großartige Bilder. Mit dem richtigen Objektiv – ich nutzte das Olympus 17mm f/1.8 – liefert sie eine beeindruckende Bildqualität. Und dank des integrierten Bildstabilisators konnte ich selbst bei Nacht Fotos mit erstaunlich langer Belichtungszeit machen. Fünf Sekunden mit zittrigen Händen – kein Problem!

Ein Manko allerdings bleibt: der Autofokus. Er arbeitete oft nicht so, wie ich es wollte. Ich habe es mit mehreren Objektiven getestet, aber das Ergebnis blieb gleich. Gerade bei der schnellen Streetfotografie gab es häufig Probleme – auch nach einem Firmware-Update. Die Kamera fokussierte in entscheidenden Momenten lieber auf den Hintergrund als auf den Menschen im Vordergrund. Da ich im selben Tempo auch mit Kameras wie der Nikon V3 oder der Lumix GX8 fotografiere, kann ich mit Sicherheit sagen: Das lag nicht an mir, sondern an der Kamera.

Schade – denn ansonsten ist die E-M10 Mark IV eine wirklich tolle Kamera.

Insgesamt freue ich mich auf meinen nächsten Besuch in Venedig, der bereits fest geplant ist und in Kürze stattfinden wird. In dieser Stadt passiert einfach zu viel, als dass ein zweiter Besuch nicht lohnenswert wäre. Diesmal wird meine Lumix GX8 die Street-Fotos übernehmen – ich bin gespannt, wie sich ihre Stärken im Vergleich zur Olympus E-M10 Mark IV schlagen. Vielleicht entdecke ich diesmal auch neue Perspektiven auf bekannte Orte oder finde endlich die eine versteckte Gasse, die beim letzten Mal verborgen blieb.

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