2025-08-20

Doppelbelichtungen? Sind was für Anfänger!

Doppelbelichtungen sind einfach und schnell gemacht. Mit analogen Kameras ist es bisschen schwieriger, doch in der gigitalen Fotografie bieten viele Kameras komfortable Funktionen, um diese Technik schnell und einach umzusetzen. Doch wie wäre es, wenn ich Dir zeige, wie Du mit einem 1988 abgelaufen ORWO-Film, einer Minolta 9000 AF und einem Stativ ein Negativ gleich 20x belichtest?

In Zeiten, in denen jede digitale Kamera einen HDR- oder Doppelbelichtungsmodus hat, reizt mich gerade das Gegenteil: echte analoge Mehrfachbelichtungen. Keine App, kein Photoshop, sondern echtes Licht, das sich Schicht für Schicht auf dem Film aufbaut. Eine kontrollierte Überforderung der Emulsion.

Vor kurzem habe ich mich intensiv mit dieser Technik beschäftigt – und das Gelernte gleich in einem Selbstversuch mit meiner Minolta 9000 AF umgesetzt. In Düsseldorf habe ich einen ORWO NP22, der 1988 abgelaufen war, in der Kamera bis zu 20-fach belichtet. Verrückt? Ja. Aber mit erstaunlichen Ergebnissen.

Mehrfachbelichtung bedeutet, dass man denselben Filmabschnitt mehrfach belichtet, ohne ihn weiterzuspulen. So entstehen Bilder, bei denen sich verschiedene Motive überlagern – manchmal harmonisch, manchmal chaotisch. Es entsteht ein Bild im Bild, oder ein Bild aus vielen Ebenen.

Eine gute technische Einführung findest du hier bei analoge-fotografie.net – sehr lesenswert, wenn du ins Detail gehen willst.

Ich habe den ORWO NP22 (ISO 125, wie gesagt uralt) in die 9000 AF eingelegt – eine Kamera, die eigentlich eher für schnelles, automatisches Fotografieren gemacht ist. Um Mehrfachbelichtungen zu machen, muss man hier nach jedem Bild den Rückspulknopf gedrückt halten, damit der Film nicht weitertransportiert wird. Umständlich – aber machbar.

In Düsseldorf habe ich mich auf grafische Motive konzentriert: Fassaden, Schattenkanten, Spiegelungen, Details. Dinge, die sich klar voneinander abheben. Denn: Ich habe auch einen Versuch im Wald gemacht – und das war leider nichts. Zu wenig Kontrast, zu viel Gleichförmigkeit. Die Schichten verschwimmen, nichts bleibt wirklich greifbar. Für diese Technik gilt: Kontrast ist König.

Entwickelt habe ich den Film zu Hause in Rodinal 1:50. Die Ergebnisse? Körnig, roh, teilweise surreal. Manche Aufnahmen wirken wie verwitterte Bleistiftzeichnungen – andere fast expressionistisch. Überraschend viele Bilder sind trotz 20-facher Belichtung überhaupt noch sichtbar – dank guter Planung und ein paar Tricks.

Anleitung: Analoge Mehrfachbelichtung – Schritt für Schritt

Du willst das selbst ausprobieren? Hier ist eine einfache Anleitung, wie du Mehrfachbelichtungen auf Film machen kannst:

Was du brauchst:

  • Eine Kamera, bei der du den Film „festhalten“ kannst:
    • Entweder mit Rückspultrick (z. B. viele manuelle SLRs oder die Minolta 9000 AF)
    • Oder mit echtem Mehrfachbelichtungsmodus (z. B. Canon EOS 600)
  • Einen Film mit Spielraum:
    • Frisch oder abgelaufen, möglichst mittlerer ISO-Bereich (100–400)
    • Je abgelaufener, desto unberechenbarer – aber auch spannender
  • Geduld und ein bisschen Planung
  • Optional: Stativ, wenn du exakt deckungsgleiche Aufnahmen willst

Belichtung korrekt anpassen:

Mehrfache Belichtungen = mehr Licht. Das heißt: Du musst pro Bild weniger Licht geben, sonst wird alles überbelichtet.

Faustregel:

  • 2 Belichtungen → jeweils 1 Blende weniger
  • 4 Belichtungen → jeweils 2 Blenden weniger
  • 8 Belichtungen → jeweils 3 Blenden weniger
  • 20 Belichtungen → ISO stark reduzieren (z. B. ISO 6 oder weniger), und Belichtung „nach Gefühl“ steuern

So geht’s:

  1. Film einlegen und ISO entsprechend anpassen (manuell oder über Belichtungskorrektur)
  2. Motiv wählen, möglichst mit starken Kontrasten
  3. Foto machen, dabei auf gleichmäßige Belichtung achten
  4. Rückspultrick anwenden (z. B. Rückspulknopf gedrückt halten bei der Minolta 9000 AF) und erneut auslösen – mit einem neuen Motiv oder leicht verändertem Blickwinkel
  5. Wiederholen, so oft wie gewünscht (in meinem Fall: 20x)
  6. Zusätzlich mache ich ein einzelnes Bild vom Hauptmotiv, ohne Mehrfachbelichtung – quasi als saubere Referenz
  7. Film wie gewohnt entwickeln – Überraschung inklusive!
  8. Nach dem Scannen überlagere ich beide Bilder in Photoshop ganz dezent – so kann ich bestimmte Bildbereiche (z. B. Schriften, Konturen) besser sichtbar machen, ohne den Look zu verfälschen

Und wie geht’s weiter?

Ich wollte das Projekt eigentlich mit einer Canon EOS 600 fortsetzen – die kann Mehrfachbelichtungen automatisch speichern, ohne Trickserei. Leider ist sie mir direkt beim ersten Testlauf in Duisburg kaputtgegangen. Elektronik eben.

Aber: Ich mache weiter. Bald soll ein Farbfilm dran glauben – vielleicht Kodak Gold, vielleicht was Abgefahrenes mit Cross-Entwicklung. Auf jeden Fall bleibt’s spannend.

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