Ganz nüchtern betrachtet: Wäre die Olympus PEN-F damals ein durchschlagender kommerzieller Erfolg für Olympus gewesen, hätten wir mit hoher Wahrscheinlichkeit längst eine oder sogar mehrere Nachfolgegenerationen gesehen. Doch es blieb bei dieser einen Modellgeneration. Und vielleicht ist genau das ein Teil ihres Charmes – dieser kleine Mythos um eine Kamera, die viele Fotograf:innen bis heute begeistert und regelmäßig die Sehnsucht nach einem Nachfolger aufkeimen lässt.
Die PEN-F war – und ist – eine jener seltenen Kameras, bei der Technik und Gestaltung zu einem stimmigen Ganzen verschmelzen. Sie ist nicht einfach ein Werkzeug, sondern ein ästhetisches Statement, ein Liebhaberstück. Eine Kamera, die inspiriert. Und so stellt sich die Frage: Braucht es überhaupt einen Nachfolger?
Für mich persönlich nicht unbedingt. Mit der PEN-F, so wie sie ist – mit all ihren Stärken und kleinen Eigenheiten – habe ich über die Jahre hinweg unzählige Fotos gemacht, auf die ich bis heute stolz bin. Gerade in der Street-Fotografie hat sie sich als verlässliche Begleiterin erwiesen. Sie ist kompakt, unauffällig und gleichzeitig hochwertig. Die Bilder, die sie produziert, haben Charakter und reichen mir qualitativ völlig aus. In welcher Hinsicht müssten diese Aufnahmen denn heute besser sein? Schärfer? Größer? Noch brillanter? Nein. Für meine Zwecke ist das, was die PEN-F liefert, mehr als genug.

Und das Objektiv? Natürlich das M.Zuiko Digital 17mm F1.8 – eine perfekte Ergänzung zur PEN-F. Es mag vielleicht paradox klingen: Im Vergleich zu anderen Objektiven im MFT-Bereich zwischen 12 und 20 mm spielt das M.Zuiko Digital 17mm F1.8 bei der reinen Abbildungsleistung nicht ganz in der ersten Liga mit. Der direkte Konkurrent, das Leica DG Summilux 15mm f/1.7, liefert noch ein Quäntchen mehr Schärfe. Aber das bedeutet keineswegs, dass das M.Zuiko schwach abbildet. Ganz im Gegenteil – so wie es ist, ist es für mich perfekt.
Der Unterschied ist subtil und fällt nur auf, wenn man langweilige Test-Charts vergleicht – oder, wie ich, beide Objektive über längere Zeit intensiv im urbanen Umfeld ausprobiert. Und ganz ehrlich: Ich suche in der Street-Fotografie nicht um jeden Preis nach absoluter Schärfe. Oft gefallen mir organischere, leicht weichere Bilder besser als solche, bei denen das Motiv fast schon unnatürlich scharf wirkt.
Wer auf maximale Detailauflösung aus ist, darf gerne zum Leica DG Summilux 15mm f/1.7 greifen – ich nutze es häufig an meiner GX8, und es ist ein fantastisches Objektiv. Aber wer es lieber einen Tick organischer und klassischer mag, greift zum M.Zuiko Digital 17mm F1.8. Es harmoniert einfach hervorragend mit der PEN-F – optisch wie fotografisch.

Doch zurück zur PEN-F: Es gibt keine perfekte Kamera. Es zwei Dinge, die mich an ihr stören – wenn auch auf unterschiedlichem Niveau. Zum einen: das Display. Ich persönlich bevorzuge für die Street-Fotografie ein klappbares Display, wie es viele andere Kameras bieten. Das drehbare Schwenkdisplay der PEN-F ist funktional, aber es steht in Momenten im Weg, in denen ich schnell, diskret und intuitiv fotografieren möchte. Doch gut – damit kann ich leben.
Was allerdings deutlich verbesserungswürdig wäre, ist der Autofokus. Gerade in spontanen Situationen hat die PEN-F es manchmal nicht geschafft, den Menschen im Bild korrekt zu erfassen – und stattdessen den Hintergrund scharf gestellt. Das ist ärgerlich, vor allem bei einmaligen Momenten. Ein moderner, präziserer Autofokus wäre hier ein echter Gewinn. Allerdings muss ich fairerweise sagen: Auch meine anderen Kameras, darunter etwa die Sony A6600, leisten sich in dieser Hinsicht gelegentlich ähnliche Patzer. Perfekt ist eben keine.
Mehr als 20 Megapixel? Brauche ich nicht. Die Haptik der PEN-F? Fantastisch – sie liegt hervorragend in der Hand und fühlt sich wertig an. Display und Sucher? Für die Street-Fotografie absolut ausreichend. Die Akkulaufzeit? Kein Problem – es gibt genügend Ersatzakkus, und das Wechseln geht schnell.








Und dann ist da noch das Design. Die PEN-F ist, man muss es einfach sagen, eine verdammt schöne Kamera. Zeitlos elegant, fast schon ikonisch. In einer Welt, in der viele Kameras nüchtern-funktional daherkommen, ist die PEN-F ein echtes Schmuckstück – ohne dabei aufgesetzt oder verspielt zu wirken.
Vielleicht ist es also gar nicht so schlimm, dass es keinen Nachfolger gibt. Vielleicht hätte OM System (ehemals Olympus) mit einem Nachfolgemodell etwas kaputtgemacht – das Besondere, das Unvollkommene, das Liebevolle, das diese Kamera so einzigartig macht. Vielleicht hätte ein „PEN-F II“ das Erbe verwässert, statt es weiterzutragen.
So gesehen: Gut möglich, dass es genau richtig ist, wie es ist. Die PEN-F bleibt, was sie ist – eine Legende. Und ich bin froh, dass ich sie habe. Ehrlich gesagt: ich habe sogar eine zweite gekauft.
„Wenn ich an Amsterdam denke, sehe ich eine Stadt, die auf dem Wasser schwimmt wie eine Erinnerung auf einem Traum.“
Joseph Addison (1672–1719), englischer Schriftsteller und Essayist
Zum Schluss aber noch ein ernst gemeinter Hinweis für alle, die ebenfalls mit Kamera durch Amsterdam ziehen wollen: Achtung vor den Radfahrern! Sie kommen oft lautlos, von vorne, hinten oder der Seite – und nicht jeder von ihnen hat Verständnis für Menschen, die mitten auf dem Radweg stehen, weil dort gerade das beste Licht einfällt. Ich spreche aus Erfahrung – manchmal war es richtig knapp.
Tipp: Immer einen Schritt vom Rand weg, nie auf dem Fahrradstreifen stehen bleiben, auch wenn der Bildausschnitt gerade perfekt scheint. Denn in Amsterdam ist die Gefahr auf zwei Rädern oft schneller als der Auslöser.
Trotz allem – oder gerade deswegen – war Amsterdam für mich ein fotografisches Highlight. Und die PEN-F hat einmal mehr bewiesen, dass sie auch heute noch absolut mithalten kann. Eine Kamera mit Charakter, im Einsatz an einem Ort voller Geschichten.