Es gibt Kameras, die will man mögen, weil sie alles können. Und dann gibt es Kameras wie die Fuji X-Pro3 – die will man mögen, obwohl sie ganz bewusst nicht alles können will. Für mich ist sie genau deshalb spannend. Sie fordert mich heraus, anders zu fotografieren. Langsamer. Bewusster. Und manchmal auch geduldiger.
Ich habe sie schon eine Weile und immer wieder ziehe ich mit ihr los, wenn ich das Gefühl habe, einfach schauen zu wollen – ohne gleich fünfzig Varianten desselben Motivs durchzuprobieren. Die X-Pro3 ist keine Kamera, die einem ständig auf die Schulter klopft oder alles für einen regelt. Sie hält sich eher zurück – fast schon stoisch – und zwingt einen damit, klarer zu sehen.

Messsuchergefühl – wie bei der Olympus PEN-F
Was mir an der X-Pro3 besonders gefällt, ist ihr Sucherkonzept. Der elektronische Sucher sitzt oben links – wie bei klassischen Messsucherkameras – und genau das erinnert mich stark an die Olympus PEN-F, die ich ebenfalls sehr schätze. Diese Anordnung verändert tatsächlich, wie man fotografiert. Ich sehe mit einem Auge durch die Kamera, mit dem anderen bleibt der Blick offen für das, was um mich herum passiert. Das ist im Alltag oft angenehmer – gerade bei der Street-Fotografie. Man wirkt weniger konfrontativ, fällt nicht so auf.
Beide Kameras – PEN-F und X-Pro3 – haben diesen gewissen Charme: das analoge Design, ein Fokus auf das Wesentliche, gute Festbrennweiten und eine Art, den Fotografen zu fordern, statt zu bedienen. Und doch gibt es einen Punkt, an dem ich die Olympus klar im Vorteil sehe: den eingebauten Bildstabilisator. Das ist für mich tatsächlich ein Schwachpunkt der Fuji. Gerade bei schlechterem Licht oder wenn ich bewusst mit langen Belichtungszeiten spielen will, merke ich, wie sehr ich IBIS schätze. Die PEN-F hat da einfach mehr Spielraum. Die X-Pro3 verlangt dann eben: ruhig halten, ISO hoch oder akzeptieren, wenn’s mal verwackelt.
Eine Kamera, die aneckt – und gerade deshalb besonders bleibt
Es wundert mich nicht, dass sich die X-Pro3 wohl nicht besonders gut verkauft hat. Sie ist zu speziell, vielleicht auch zu kompromisslos. Dieses nach innen geklappte Display zum Beispiel – das ist schon eine kleine Provokation in Zeiten, wo jede Kamera ein Mini-Smartphone sein will. Aber mir gefällt das. Es zwingt mich, die Bilder erst später anzusehen. Ich fotografiere dadurch viel konzentrierter. Und irgendwie wirkt es ehrlich.
Schade ist nur: Fuji scheint derzeit kein Interesse an einem Nachfolger zu haben. Eine X-Pro4 ist nicht in Sicht. Vielleicht war die X-Pro3 einfach zu viel Kamera für zu wenig Leute. Aber gerade das macht sie für mich so besonders. Sie ist keine Kamera, die sich an jeden richtet – und das ist in einer Branche, die oft auf breite Kompatibilität setzt, etwas Wertvolles.

Arnhem – Schatten, Linien und reflektiertes Licht
Im April 2025 war ich mit der X-Pro3 in Arnhem unterwegs. Ich hatte keine große Erwartung, kannte die Stadt nur oberflächlich, – aber genau das war gut. Denn was ich dort fand, hat mich fotografisch total begeistert.
Ich war in der Nähe des Wochenmarkts unterwegs, rund um das moderne Gelderland-Gebäude. An diesem Tag schien die Sonne klar und scharf – perfektes Licht für Architektur, Kontraste, Spiegelungen. Und genau das bot mir dieser Ort. Die moderne Glasfassade des Gebäudes warf harte, geometrische Schatten auf den Platz. Gleichzeitig spiegelte sich das Licht in den großen Glasflächen, wurde gebrochen, zurückgeworfen. Menschen liefen durchs Bild, tauchten plötzlich im Schatten auf, verschwanden wieder im Licht.
Ich stand eine ganze Weile dort, mit meinem FUJINON XF 23mm f1.4 R (also knapp 35mm an Kleinbild) – kein Zoom, kein Schnickschnack. Einfach beobachten, geduldig sein, den richtigen Moment spüren. Die X-Pro3 fühlt sich in solchen Situationen fast wie ein Skizzenbuch an. Ich greife sie anders. Ich denke mehr. Und manchmal drücke ich nicht ab – weil ich merke: Der Moment war zwar schön, aber nicht fotografisch stark genug.
Gerade durch diese Art zu arbeiten entstehen für mich die besten Bilder. Nicht immer spektakulär. Aber ehrlich. Und aus dem Bauch.

Fazit
Die Fuji X-Pro3 ist keine Kamera für jeden. Sie will das auch gar nicht sein. Und genau deshalb bleibt sie mir so im Gedächtnis – weil sie mich immer wieder zwingt, über Fotografie nachzudenken, und nicht einfach. Eine nahezu perfekte Kamera für die Street-Fotografie.
In einer Stadt wie Arnhem, mit ihrem Wechselspiel aus Moderne, Licht und Struktur, zeigt sie mir, was für mich wirklich zählt: sehen, antizipieren, warten – und dann bedacht, im richtigen Moment, den Auslöser drücken.